Vorteile einer Präqualifikation für Unternehmen in Vergabeverfahren
Das PQ-Verfahren – die Präqualifikation als Vorteil nutzen

Stille Wasser sind tief – die Bedeutung einer Branche, die kaum einer sieht

VERBAND DEUTSCHER TAUCHEREI- UND BERGUNGSBETRIEBE e.V.

Stille Wasser sind tief – die Bedeutung einer Branche, die kaum einer sieht

„Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun“ hat Mahatma Gandhi einmal gesagt. Knapp 80 Jahre nach der Gründung des Verbandes Deutscher Taucherei- und Bergungsbetriebe (VDTB) kann dieser Leitspruch als Motto für unsere Aufgaben im Verband gesehen werden. Seit der Gründung vertritt der Verband, die gemeinsamen Interessen der Berufstaucherei-, Bergungs- und verwandten Betriebe und setzt sich für Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Fortschritt in der Branche ein. Mitgliedsfirmen mit jahrzehntelanger nationaler und internationaler Erfahrung im Inshore und Offshore Sektor kommen im Dialog zusammen, um den sich ständig wandelnden Herausforderungen gemeinsam zu stellen.

Einsatzgebiete für Berufstaucher

Berufstaucher -auch bekannt als Industrietaucher- sowie Bergungsbetriebe spielen trotz technischer Innovation auch heute noch eine entscheidende Rolle in verschiedenen Branchen. In einem Land mit einer Vielzahl von Flüssen, Seen, Kanälen und Küstengebieten gibt es zahlreiche Projekte im Bereich Bauwesen, Ingenieurwesen, Gasindustrie und erneuerbarer Energien, die den Einsatz von Berufstauchern bei der Durchführung von Inspektionen, Reparaturen, Wartungen oder Bauarbeiten unter Wasser fordern. Selbst in Tiefen von bis zu 50 m oder mehr, wie es an (Trinkwasser-) Talsperren vorkommen kann, werden Arbeiten ausgeführt. Darüber hinaus sind Einsätze in kontaminierten Gewässern, wie es in Klärwerken oder Abwasserrohren der Fall ist, essentiell für das Wohl der Bevölkerung. Berufstaucher bewegen sich aber nicht nur in Flüssigkeiten, sondern auch in Druckluft sowie in anderen Gasen – wenn erforderlich mit speziellem Atemschutz und gemäß den anzuwendenden BG -Unfallverhütungsvorschriften, -Regeln, -Verordnungen und -Informationen.

Auch die maritime Industrie in Deutschland hat einen nennenswerten Bedarf an qualifizierten Tauchern. Mit einer Vielzahl von Hafeninfrastrukturen und der Zugehörigkeit zu einer der wichtigsten Handelsschifffahrtsrouten muss der sichere Betrieb von Schiffen und Hafenanlagen gewährleistet werden. Berufstaucher unterstützen diese Aktivitäten und tragen zur Sicherheit und Effizienz des maritimen Transportsystems bei. Hierbei ist auch das Thema Umweltschutz von großer Bedeutung, z.B. die Entwicklung von Reinigungssystemen mit Filtration für das Reinigen von Schiffsrümpfen. Reinigungen durchzuführen ist bislang, im Gegensatz zu unseren Nachbarländern, in Deutschland nur in ganz besonderen Fällen und mit zahlreichen behördlichen Auflagen in lediglich einem Hafen erlaubt.

Positiv ist auf jeden Fall zu erwähnen, dass sich in den letzten Jahren Länder und Behörden nun verstärkt für die Reinigung von Gewässern oder die Bergung von Verschmutzungen unter Wasser, wie z.B. die Kampfmittelbeseitigung, einsetzen, sodass Berufstaucher hier einen wichtigen Beitrag bei der Umsetzung leisten.

Das Risiko ist immer dabei

Es ist jedoch ebenso wichtig hervorzuheben, dass die Berufstaucherei auch mit Risiken verbunden ist und ein hohes Maß an Fachkenntnissen, Ausbildung und Sicherheitsvorkehrungen erfordert. Tauchbetriebe, müssen strenge Standards einhalten und sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter über die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen verfügen, um ihre Aufgaben sicher und effektiv auszuführen. Taucher führen eine Vielzahl von Arbeiten aus, die auch Handwerker der verschiedensten Gewerke über Wasser durchführen. Unter anderem messen, reparieren, betonieren, brennschneiden, und montieren sie mit ihrer bis zu 40 kg schweren Ausrüstung unter schwierigsten Bedingungen, stellenweise bei Sichtbedingungen von 0,0 cm.

Die Größe eines Tauchteams ist Abhängig von den auszuführenden Arbeiten (Tiefe, Tauchzeit, Bedienung von Gerätschaften, Führen eines Wasserfahrzeuges, etc.) und der damit verbundenen Gefährdungsbeurteilung. Unter Beachtung der Unfallverhütungsvorschrift „Taucherarbeiten“ (DGUV V40 §9 (1)) besteht eine Tauchergruppe aus zwei Tauchern, einem Signalmann und einem Taucherhelfer, wobei gemäß DGUV V40 §9 (2) auf den Taucherhelfer verzichtet werden könnte, wenn […] sich alle Regeleinrichtungen der Tauchgeräte im Griffbereich des Signalmanns befinden. Die Bedienung eines Kompressors oder der Wechsel der Druckluftflaschen darf jedoch dem Signalmann nicht zugewiesen werden.

Weiter können je nach auszuführender Tätigkeit auch mehr als vier Personen erforderlich sein.

Die Arbeit wird in Tiefen ausgeführt, die beim kleinsten Fehler zur Lebensgefahr werden können, denn es ist bekannt, dass Taucher nicht einfach aus der Tiefe an die Oberfläche kommen dürfen – hier sind strikte Vorgaben einzuhalten und bestenfalls steht für den Notfall eine Dekompressionskammer bereit.

Ausbildung zum Berufstaucher

In Deutschland gibt es seit dem Jahr 2000 insgesamt ca. 450 geprüfte IHK-Berufstaucher (nach TauchPrV 2000), hierzu zählen auch die Berufstaucher der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.Eine abgeschlossene Ausbildung und ein Mindestalter von 21 Jahren sind die Voraussetzungen für angehende Berufstaucher. In der zweijährigen Fortbildung zum Berufstaucher (Kosten ca. 10.000 EUR) werden alle gängigen Arbeiten unter Wasser unter Berücksichtigung der DGUV V40 ausgeführt. Gleichzeitig müssen die Fortzubildenden circa 300 Stunden in praktischen und theoretischen Kursen inklusive Prüfungen absolvieren, bevor der IHK-Abschluss Geprüfter Taucher / Geprüfte Taucherin (nach TauchPrV 2000) vergeben wird. Betriebe, die Fortzubildende aufnehmen, müssen gesetzlich verpflichtend einen Tauchermeister (Fortbildungskosten ca. 13.000 EUR) angestellt haben. Grundsätzlich besteht für Betriebe aber auch die Möglichkeit, sich durch ausländische Fachkräfte Unterstützung zu holen, sofern deren Qualifikation mit der Deutschen gleichwertig ist. Eine Gleichwertigkeitsanerkennung kann durch die IHK FOSA bestätigt werden.

Aufwand und Kosten

Aufgrund der Besonderheit dieses Berufes ist immer Bedarf da, aber nicht jeder ist für diesen Job, der eine Herausforderung ist, gemacht. Der VDTB sieht es daher als notwendig an, dass die Leistung der Taucher und den dazugehörigen Betrieben mehr Wertschätzung entgegengebracht wird, auch in monetärer Form. Die Betriebe sind verpflichtet, ihre Ausrüstung, welche immer in zweifacher Ausfertigung auf einem Einsatz dabei sein muss, jährlich neu zertifizieren zu lassen. Hinzu kommen noch die laufenden Reparaturen.

Auch Zusatzqualifikationen wie zum Beispiel Unterwasserschweißer müssen alle zwei Jahre erneuert werden. Die Kosten für den Erstlehrgang betragen ca. 8.000 EUR, die Erneuerung des Zertifikates liegt bei ca. 3.500 EUR.

Es ist somit eigentlich selbsterklärend, dass die Vergütung eines Handwerkers über Wasser nicht mit der eines Tauchers, der unter Wasser arbeitet, gleichgesetzt werden kann. Die Realität sieht leider anders aus und jeder, der in dieser Branche zuhause ist, muss sich fragen zu wessen Lasten dies geschieht.
Ein zugelassener Taucherhelm ist ab 7.500,00 EUR im Handel erhältlich. Hinzukommt ein personalisierter Tauchanzug, Schlauch und Leine, Video- und Kommunikationssystem, Reserveflasche, Atemluftflaschen, Druckminderer, Kompressoren und die normalen Gerätschaften, um den eigentlichen Einsatz unter Wasser durchzuführen. Das Ganze für mehrere Tauchgruppen und verschiedene Einsatzgebiete mit besonderen Anforderungen an die Ausrüstung (Stichwort: kontaminierte Gewässer). Das mögliche Vorhalten einer zertifizierten Druckkammer sei nur am Rande erwähnt. Jeder, der schon mal sein Auto am Meer hat stehenlassen, weiß was Salzwasser mit dem Material machen kann. Die Arbeit für das Tauchteam ist nicht mit dem Verlassen der Baustelle beendet. Die Nachbereitung (Reinigung, Pflege und Wartung) der sensiblen Gerätschaften, ist essentiell für die Sicherheit des Tauchers und den Erhalt der Ausrüstung. Daher ist es ein wichtiges Anliegen des Verbandes für ein besseres Verständnis für den Berufsalltag und die zu einem Einsatz gehörenden Aufgaben und Pflichten eines Berufstauchers zu sorgen.

Hierzu gehört auch die detaillierte Einsatz-Vorbereitung – die Bewertung der örtlichen Gegebenheiten (Strömung, Sicht, Wassereinstieg, Wetter, Tiefe, Temperatur, Ausstattung der Baustelle, Abschalten von kritischen Infrastrukturen (Schleusentore) etc.), da diese Faktoren entscheidend sind, um einen sicheren Einsatz zu gewährleisten.

Fast 80 Jahre Verbandsarbeit beinhaltet aber auch viele spannende Projekte seitens der Mitgliedsfirmen, wie Schiffsbergungen, Reparatur von Wehr- und Schleusenanlagen, Instandsetzung von Spundwänden, Verlegung von Seekabeln, Aufbau von Offshore Windkraftanlagen, Instandhaltung von Kläranlagen, Tunnelarbeiten u.v.m.). Die Arbeit als Berufstaucher ist abwechslungsreich und immer wieder spannend, kein Einsatztag gleicht dem anderen. Das gesamte Team arbeitet zusammen und jeder einzelne Mitarbeiter kann sich in seiner Funktion einbringen. Vom erfahrenen Taucher bis zum Ingenieur oder Spezialisten für Unterwassertechnologien gibt es eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten in diesem Bereich, was zur Vielfalt und Attraktivität des Arbeitsmarktes beiträgt und die Entwicklung einer qualifizierten Arbeitskraft im Bereich der Tauchtechnik und Unterwasserarbeiten unterstützt.

Der Verband tauscht sich daher rege mit anderen Verbänden, der IHK, der BG, dem europäischen Verband der Taucher (EDTC) und weiteren Stellen aus, um die genannten Themen möglichst breit aufzustellen und konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten.

Wie bereits einleitend gesagt, liegt es jetzt an uns, die Zukunft gemeinsam zu gestalten und eine Nischenbranche, die kaum einer sieht und die doch eine starke Daseinsberechtigung hat, nachhaltig zu sichern. Hierfür gilt es Kompetenzen zu bündeln, denn eins muss jedem bewusst sein, ohne die Arbeit von Berufstauchern werden viele Bereiche, die sich Unterwasser befinden, nicht bedient werden können.

März 2024 | Autor: Jennifer Mayer, Vorstandsmitglied VDTB | vorstand@vdtb.com
Sitz: Schleusenstraße 22a | 26382 Wilhelmshaven

Vorteile einer Präqualifikation für Unternehmen in Vergabeverfahren
Das PQ-Verfahren – die Präqualifikation als Vorteil nutzen

Das PQ-Verfahren bietet den Unternehmen eine große Anzahl an Vorteilen gegenüber der Erbringung von Einzelnachweisen, es erleichtert den Unternehmen durch Zeiteinsparung und durchgehende Aktualität der Unterlagen die Teilnahme an öffentlichen Vergabeverfahren.

online | Di. 01.04.2025 | 10:00

Diese Veranstaltung richtet sich an:
  • Unternehmen, die regelmäßig an Vergabeverfahren teilnehmen und die Abläufe optmieren wollen.
  • Alle, die ihr Wissen zum Vergaberecht und E-Vergabe in Deutschland erweitern und vertiefen wollen.

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„Unser Antrieb: Ihre Perspektive. Digitalisierung gemeinsam gestalten“ –unter diesem Motto fand am 25. und 26. April 2017 die 24. Informationstagung []
Alle (zwei) Jahre wiederkommen die neuen Schwellenwerte. Die neuen Schwellenwerte finden Sie in diesem Artikel
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